Neurodivergenz Lexikon
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Das Neurodivergenz Lexikon sammelt Begriffe, die für neurodivergente Leute wichtig sind – von medizinischen Fachbegriffen bis hin zu den Worten, die wir uns selbst gegeben haben.
Vor allem für spät diagnostizierte Menschen mit ADHS, AuDHS oder auf dem Autismus Spektrum könnnen diese Vokabeln wichtig sein: Manche Erklärungen helfen dir dabei, dich selbst besser zu verstehen. Andere geben dir das Vokabular, um über deine Erfahrungen zu sprechen oder die Geschichten anderer zu verstehen.
Von A wie Ableismus über M wie Masking und Meltdown bis Z bis Zeitblindheit – stöbere durch die Liste oder such gezielt nach dem Begriff, der dich interessiert. Jeder Eintrag führt dich zu einer ausführlichen Erklärung, die dabei hilft, Neurodiversität ein Stück besser zu verstehen.
Das Neurodivergenz Lexikon wächst
Das Neurodivergenz Lexikon wächst stetig. Im Folgenden findest du ersteinmal eine kurze Erklärung aller Begriffe.
Hinter manchen Begriffen gibt es bereits eine eigene Seite mit ausführlicher Erklärung - jeweils in türkis verlinkt. Wenn dich ein noch nicht klickbarer Begriff interessiert, lies lies die Kurzbeschreibung und schau bald wieder vorbei!
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A
ABA „Therapie“
ABA steht für „Applied Behavior Analysis“ – ein Verhaltenstraining, das ursprünglich aus der Verhaltenstherapie stammt. Ziel ist es, durch Belohnung, Strafe und Wiederholung gewünschtes Verhalten zu verstärken und „abweichendes Verhalten“ zu reduzieren. Klingt harmlos, ist aber höchst umstritten: Viele Autist*innen empfinden ABA als übergriffig, entmenschlichend und traumatisierend – vor allem, wenn sie als Kind ohne Einverständnis daran teilnehmen mussten.
Ableismus ist die systematische Benachteiligung und Abwertung von Menschen mit Behinderung – auch unsichtbarer. Wenn Menschen mit Autismus als „sozial inkompetent“ gelten oder wenn jemand nicht ernst genommen wird, weil er/sie anders kommuniziert oder sich anders bewegt, dann ist das ableistisch. Auch gut gemeinte Aussagen wie „Du siehst gar nicht autistisch aus!“ sind Teil dieses Problems.
ADHS
Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung. Eine neurologische Besonderheit, die unter anderem mit Impulsivität, Konzentrationsschwierigkeiten und starker Reizoffenheit einhergeht. Es gibt viele Überschneidungen mit Autismus – viele Menschen sind sowohl autistisch als auch ADHS-betroffen (siehe: AUDHS).
Begriff für nicht-autistische Menschen – analog zu „hetero“ in Abgrenzung zu „queer“. Der Begriff macht sichtbar, dass auch Nicht-Autismus ein neurologisches Profil ist, kein neutraler „Normalzustand“.
Angststörung
Viele neurodivergente Menschen entwickeln im Lauf ihres Lebens Angststörungen – oft, weil sie wiederholt überfordert wurden, nicht verstanden wurden oder sich ständig anpassen mussten. Eine Angststörung ist keine Charaktereigenschaft, sondern eine ernsthafte psychische Erkrankung – und sie verdient Mitgefühl und professionelle Hilfe.
Frühere Bezeichnung für eine autistische Ausprägung mit durchschnittlicher bis hoher Intelligenz und ohne Sprachverzögerung. Seit dem ICD-11 wird der Begriff medizinisch kaum noch verwendet, einige Betroffene nutzen ihn aber weiterhin zur Selbstbeschreibung.
Kurzform für „Autistisch und ADHS“ – eine Doppel-Diagnose, die erst seit 2023/14 gemeinsam diagnostiziert werden darf, recht häufig vorkommt und spezielle Herausforderungen (und Stärken!) mit sich bringt. Menschen mit AUDHS fühlen sich oft zwischen den Stühlen: Zu ruhig und vertieft fürs ADHS-Klischee, zu quirlig, sprunghaft und vielseitig fürs Autismus-Bild.
Autismus Burnout / autistischer Burnout
Ein Zustand tiefgreifender Erschöpfung bei autistischen Menschen – körperlich, emotional, kognitiv. Ausgelöst durch langfristige Überforderung, Masking und fehlende Pausen. Wird oft mit Depression verwechselt, was aber den Ursprung im autistischen Profil übersieht. Anders als depressive Menschen benötigen Menschen im autistischen Burnout i.d.R. Rückzug, Reizarmut und - wenn die Kraft langsam wiederkehrt - Konzentration auf die ihnen wichtigen Spezialinteressen.
Autismus Spektrum Störung (ASS)
Medizinischer Sammelbegriff für verschiedene autistische Ausprägungen. Im DSM-5 und ICD-11 ersetzt dieser Begriff frühere Einzeldiagnosen wie „Asperger“ oder „frühkindlicher Autismus“. Viele Betroffene bevorzugen den Begriff „Autismus“ ohne „Störung“, weil "Störung" einem stärkenbasierten, wertfreien Verständnis von Neurodiversität widerspricht.
Autistic Pride
Bewegung und Haltung innerhalb der autistischen Community: Stolz darauf, autistisch zu sein – nicht trotz, sondern wegen der neurologischen Unterschiede. Sichtbar gemacht durch den Autistic Pride Day (18. Juni) und viele Social-Media-Kampagnen.
Autistische Züge
Ein Begriff, der oft in Gutachten steht, aber für Betroffene verwirrend ist. Was genau sind „Züge“ – und wo hört das auf? In der Praxis bedeutet es meist: Hier sind autistische Merkmale vorhanden, aber es reicht (noch) nicht für eine Diagnose. Oder: die Diagnose wird vermieden.
Gemeinschaft, Sprache und Lebensweise, die sich aus dem Miteinander autistischer Menschen ergibt – mit eigenen Werten (z. B. Ehrlichkeit, Direktheit, Rückzug), Kommunikationsformen (z. B. Info-Dumps, Textkommunikation, wenig direkter Augenkontakt) und Selbstverständnis. Ein Gegenentwurf zu pathologisierenden Blickwinkeln.
B
Bewältigungsstrategie/ Coping Strategy
Strategien, mit denen neurodivergente Menschen alltägliche Überforderungen, Reizüberflutung oder soziale Anforderungen regulieren. Diese Strategien können unterstützend wirken (z. B. Reizreduktion, strukturierte Tagesplanung) oder langfristig belastend sein (z. B. Masking, sozialer Rückzug).
Eine Unterstützungsmethode, bei der eine weitere Person still anwesend ist, während eine Aufgabe bearbeitet wird. Besonders hilfreich bei ADHS, da die geteilte Präsenz die Konzentrationsfähigkeit und Handlungsmotivation steigern kann – auch digital möglich.
Eine Form der Informationsverarbeitung, bei der sensorische Reize oder Informationen vom Detail ausgehend Schritt für Schritt zu einem Gesamtbild zusammengesetzt werden. Häufig bei Autismus und ADHS. Im Gegensatz dazu steht das Top-Down-Processing, wobei zuerst ein Überblick geschaffen und dann erst ins Detail vertieft wird.
c
Copy-Paste-Verhalten / Copy-Paste-Behaviour
Ein soziales Anpassungsverhalten, bei dem beobachtete Gesten, Sprechweisen oder Handlungsabläufe anderer Personen imitiert werden. Oft als Teil des Maskings bei Autismus – insbesondere bei Mädchen und FLINTA-Personen – beobachtet. Dient der sozialen Tarnung, kann aber zu Erschöpfung und Identitätskonflikten führen.
Chronisches Erschöpfungssyndrom
Auch bekannt als ME/CFS (Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom). Eine komplexe körperliche Erkrankung, die durch anhaltende Erschöpfung, reduzierte Belastbarkeit, kognitive Einschränkungen und Schmerzen gekennzeichnet ist. Nach kleinster Anstrengung kann es zu einer massiven Verschlechterung kommen.
D
Diagnose
Eine formale Feststellung durch Fachpersonen auf Basis standardisierter Kriterien. In Bezug auf Neurodivergenz kann eine Diagnose entlastend wirken, Zugang zu Hilfsangeboten schaffen – aber leider auch stigmatisieren. Viele Betroffene erkennen ihre Neurodivergenz bereits vor der offiziellen Diagnose.
Depression
Eine ernsthafte psychische Erkrankung, die u. a. durch Antriebslosigkeit, Freudlosigkeit, Erschöpfung, negative Denkmuster und sozialen Rückzug gekennzeichnet ist. Bei neurodivergenten Personen häufig als Reaktion auf chronische Überforderung, Masking oder soziale Isolation.
Dopamin
Ein Neurotransmitter, der eine zentrale Rolle bei Motivation, Belohnung und Aufmerksamkeit spielt. Bei ADHS ist die Dopaminregulation oft verändert, was die typischen Schwierigkeiten mit Reizverarbeitung, Impulskontrolle und Aufgabeninitiierung erklären kann.
DSM 5
Abkürzung für die fünfte Auflage des „Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders“, eines der international wichtigsten Klassifikationssysteme für psychische Störungen. Das DSM-5 fasst seit 2013 verschiedene Autismus-Diagnosen unter dem Begriff „Autismus-Spektrum-Störung“ zusammen und ermöglicht erstmals das gleichzeitige Diagnistizieren von Autismus und ADHS.
Dyslexie
Eine neurologisch bedingte Lesestörung, bei der das Erkennen, Verarbeiten und Schreiben von Buchstaben, Wörtern oder Lauten erschwert ist – unabhängig von Intelligenz oder Bildungsgrad. Betroffene benötigen oft spezifische Lernzugänge.
Dyspraxie
Eine Entwicklungsstörung der Koordination und Bewegungsplanung. Betroffene wirken häufig ungeschickt, motorisch auffällig oder haben Schwierigkeiten mit Alltagsbewegungen – nicht aufgrund mangelnder Motivation, sondern wegen neurologischer Verarbeitungsunterschiede.
Dyskalkulie
Eine Rechenstörung, bei der Zahlen, Mengen, Rechenoperationen und mathematische Abläufe schwer verständlich bleiben. Trotz Intelligenz und Lernen sind oft Grundrechenarten, Zeitgefühl oder räumliches Denken eingeschränkt.
Delayed Processing/ Verzögerte Verarbeitung
Ein neurokognitiver Prozess, bei dem Reize, Informationen oder soziale Signale mit zeitlicher Verzögerung erfasst, verarbeitet oder emotional eingeordnet werden. Besonders verbreitet bei Autismus – z. B. in Gesprächen, bei Sinneseindrücken oder in emotionalen Reaktionen.
Double Empathy Problem/ Doppeltes Empathie Problem
Ein Konzept, das davon ausgeht, dass Kommunikationsprobleme zwischen neurodivergenten und neurotypischen Menschen auf gegenseitigem Nichtverstehen beruhen – und nicht nur auf einem vermeintlichen „Empathiemangel“ bei Autismus. Neurotypische Personen können die Prozesse autistischer Personen aber ebenfalls schlechter nachvollziehen. Es betont die Gegenseitigkeit von Verständnisproblemen.
E
Die Fähigkeit, Gedanken, Gefühle oder Zustände anderer Personen nachzuvollziehen, mitzufühlen oder darauf zu reagieren. Empathie existiert in mehreren Formen: kognitiv (Verständnis), affektiv (Mitgefühl), physisch-somatisch (körperliches Mitempfinden) und responsiv (Handlung). Autistische Menschen empfinden oft tief – zeigen es jedoch anders oder verzögert, was fälschlich als „Empathiemangel“ gewertet wird.
Das Wiederholen von gehörten Wörtern oder Sätzen – sofort oder zeitlich versetzt. Echolalie kann Teil der Sprachentwicklung, ein Mittel zur Verarbeitung von Sprache oder ein Kommunikationsversuch sein. Häufig bei Autismus und anderen neurodivergenten Formen.
extrovertiert
Ein Persönlichkeitsmerkmal, das mit Geselligkeit, Gesprächsfreude und einem Fokus auf äußere Reize assoziiert ist. In Abgrenzung zu introvertiert. Wichtig: Neurodivergenz und Extroversion schließen sich nicht aus – auch autistische oder ADHS-betroffene Personen können extrovertiert sein.
F, G
Fibromyalgie
Eine chronische Schmerzerkrankung mit weitverbreiteten Muskel- und Gelenkschmerzen, Erschöpfung, Schlafstörungen und oft kognitiven Einschränkungen („Fibro-Fog“). Kommt bei neurodivergenten Menschen (z. B. bei Autismus und/oder ADHS) überdurchschnittlich häufig vor.
Gaslighting
Eine Form psychologischer Manipulation, bei der Betroffenen eingeredet wird, ihre Wahrnehmung sei falsch oder übertrieben. Nicht diagnistizierte Neurodivergente erleben oft eine gut gemeinte, aber dennoch schädliche Form in Sätzen wie „Stell dich nicht so an“, „Das bildest du dir nur ein“ oder "Das geht doch allen so".
Genderdysphorie
Eine tiefgreifende Diskrepanz zwischen dem zugewiesenen Geschlecht und dem eigenen Geschlechtsempfinden. Genderdysphorie kann mit starkem psychischem Stress, Scham, Identitätskonflikten oder dem Gefühl von „Falschsein“ einhergehen – nicht nur körperlich, sondern auf sozialer, emotionaler und existenzieller Ebene. Wird diese Diskrepanz nicht ernst genommen oder bleiben geschlechtsangleichende Maßnahmen aus, kann Genderdysphorie schwerwiegende Folgen haben, darunter Depressionen, Selbstverletzung und Suizidversuche. Betroffen sind trans* und nichtbinäre Menschen – überdurchschnittlich häufig in der neurodivergenten Community vertreten.
H
Hochbegabung
Ein intellektuelles Potenzial deutlich über dem Durchschnitt (i. d. R. IQ über 130). Hochbegabung kann mit besonderen Stärken und einer sehr schnellen, vernetzten Informationsverarbeitung einhergehen - aber auch mit sozialen, emotionalen oder sensorischen Herausforderungen, vor allem, wenn sie mit weiteren Neurodivergenzen wie ADHS oder Autismus kombiniert auftritt. Eine Hochbegabung kann Einschränkungen manchmal maskieren, indem z.B. soziale Signale auswendig gelernt und in Echtzeit eingesetzt werden. Dabei erbringen Betroffene hohe Kompensationsleistungen, was zu Erschöpfung, souialer Isolation und Burnout führen kann (siehe Masking).
Hochsensibilität
Ein Persönlichkeitsmerkmal, das mit erhöhter Wahrnehmung, schneller Reizüberflutung und starker emotionaler Reaktion verbunden ist. Hochsensible Personen reagieren intensiver auf Umweltreize – akustisch, visuell, sozial oder emotional. Begriffsüberschneidungen mit Autismus und ADHS sind häufig.
Hyperlexie
Ein ungewöhnlich früher und intensiver Drang zu lesen – oft verbunden mit dem Auswendiglernen von Wörtern, Zahlen oder Buchstaben. Hyperlexie tritt häufig im Rahmen von Autismus auf. Trotz starker Lesefähigkeit ist das Textverständnis nicht zwangsläufig ebenso hoch ausgeprägt.
hyposensitiv
Bezeichnet eine geringe Empfindlichkeit gegenüber Sinneseindrücken. Betroffene registrieren bestimmte Reize (z. B. Schmerz, Temperatur, Geräusche) nur abgeschwächt oder verspätet. Kann im Alltag zu Selbstgefährdung oder Missverständnissen führen („Warum reagierst du nicht?“).
I
ICD 10 und 11
Internationale Klassifikationen der Krankheiten durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die ICD-10 wurde 1992 eingeführt, die ICD-11 gilt ab 2022. Beide enthalten Definitionen für Autismus, ADHS und andere neurodivergente Formen. Die ICD-11 ersetzt Einzelbegriffe wie „Asperger“ durch „Autismus-Spektrum-Störung“.
Information Dysregulation
Bezeichnet eine neurologische Schwierigkeit, Reize, Gedanken oder Emotionen zu ordnen, zu priorisieren oder zu filtern. Häufig bei ADHS und Autismus. Kann zu sprunghaftem Denken, Reizüberflutung oder Verarbeitungslücken führen.
Inklusion
Das Prinzip, dass Menschen mit Behinderung oder Neurodivergenz vollständig und gleichberechtigt in Bildung, Arbeit und Gesellschaft teilhaben. Inklusion geht über Integration hinaus: Nicht die Person soll sich anpassen, sondern die Umgebung wird barrierefrei gestaltet. Im Alltag hinkt die Umsetzung der Idee häufig noch hinterher.
Inselbegabung
Bezeichnet außergewöhnliche Fähigkeiten in einem eng umgrenzten Bereich – z. B. Musik, Mathematik, Sprachen oder Gedächtnisleistungen – bei gleichzeitig durchschnittlicher oder unterdurchschnittlicher Ausprägung in anderen Bereichen. Kommt gehäuft bei Autismus vor, ist aber kein Kriterium für eine Diagnose.
Inertia/ Autistic Inertia
Ein Zustand starker innerer Blockade: Der Körper oder Geist will nicht „in Bewegung“ kommen – trotz Motivation oder Erkenntnis, dass es notwendig ist, etwas zu tun. Betroffene beschreiben es als lähmend, belastend oder unerklärlich. Häufig bei Autismus oder Depression. Wird oft mit Faulheit verwechselt.
introvertiert
Ein Persönlichkeitsmerkmal, das mit einem Fokus auf das Innere, Rückzug und Reizvermeidung verbunden ist. Introvertierte Menschen schöpfen Kraft aus Alleinsein – im Gegensatz zu extrovertierten, die Energie aus dem Miteinander ziehen. Introvertiert zu sein bedeutet nicht automatisch, schüchtern oder sozial unsicher zu sein.
Intelligenz und IQ
IQ (Intelligenzquotient) ist ein statistischer Wert, der durch standardisierte Tests ermittelt wird. Intelligenz ist dabei nicht eindimensional: Es gibt sprachliche, mathematische, soziale, kreative und praktische Intelligenz. Neurodivergente Menschen können hohe, durchschnittliche oder niedrige IQ-Werte haben – diese allein sagen wenig über ihre tatsächlichen Fähigkeiten oder ihre Wahrnehmung aus. Bei nonverbalen autistischen Menschen wird der IQ z.B. oft völlig falsch eingeschätzt, solange keine Hilfsmittel zur Kommunikaiton eingesetzt werden.
K, L
Kassandra-Syndrom
Ursprünglich ein Begriff aus der Paarberatung. Im Kontext von Neurodiversität hört man oft folgende Konstellation: Eine Person (meist neurotypisch) fühlt sich vom autistischen Partner emotional nicht gehört oder verstanden – benannt nach der Figur der Kassandra in der griechischen Mythologie, deren Warnungen niemand glaubte. In der autistischen Community wird dieser Begriff kritisch gesehen, da er neurotypische Kommunikation als Norm setzt. Gleichzeitig berichten viele autistische Menschen selbst von einer umgekehrten Kassandra-Erfahrung: Sie erkennen durch ihre Detailwahrnehmung oder Mustererkennung frühzeitig Probleme, Gefahren oder Dynamiken – werden aber nicht ernst genommen, übergangen oder als überempfindlich abgetan.
Komorbidität
Das gleichzeitige Vorliegen mehrerer Diagnosen oder Erkrankungen bei einer Person. Bei Neurodivergenz häufige Kombinationen sind z. B. Autismus mit ADHS, Angststörungen, Depression oder sensorischen Verarbeitungsstörungen. Dabei kann eine fehlende Diagnose Komorbiditäten fördern, da Masking und fehlende Unterstützung zu erhöhten Stresswerten führt - und Stress ist bekanntlich ein wichtiger Gesundheitsfaktor.
Kommunikation
... ist bei neurodivergenten Menschen oft anders strukturiert als bei neurotypischen. Bei Atuismus z.B. direkter, textbasierter, in Info-Dumps oder mit echolalen Elementen. Kommunikationsunterschiede führen häufig zu Missverständnissen – nicht aus „Fehlverhalten“, sondern durch unterschiedlich funktionierende Reiz- und Bedeutungsverarbeitung.
Legasthenie
Lese- und Rechtschreibschwäche, bei der Buchstaben oder Laute schwer zugeordnet, verarbeitet oder abgerufen werden können. Trotz normaler Intelligenz fällt das Schreiben oder Lesen schwer, vor allem unter Zeitdruck. Legasthenie ist neurologisch bedingt und nicht „wegzutrainieren“.
M
Das bewusste oder unbewusste Verbergen neurodivergenter Merkmale, um sich an gesellschaftliche Erwartungen anzupassen. Häufig bei Autismus, ADHS, queeren Personen oder bei Mehrfachdiskriminierung. Langfristig kann Masking zu Erschöpfung, Depression und/oder Identitätsverlust führen.
Meltdown
Ein Zustand massiver Reizüberlastung bei neurodivergenten Personen, der sich in einem emotionalen oder körperlichen Zusammenbruch äußert. Anders als ein „Wutausbruch“ ist ein Meltdown nicht willentlich steuerbar – sondern ein Ausdruck akuter Überforderung.
Mentale Gesundheit
Beschreibt das psychische Wohlbefinden und die Fähigkeit, mit Stress, Emotionen und Herausforderungen umzugehen. Neurodivergente Menschen haben ein erhöhtes Risiko für psychische Erkrankungen – nicht aufgrund ihrer Neurodivergenz, sondern oft durch gesellschaftliche Belastung und fehlende Unterstützung.
Mental Load
Die „unsichtbare Denkarbeit“ im Alltag – z. B. Planen, Erinnern, Koordinieren. Im neurotytischen Kontext ist of von einer ungleichen Verteilung des Mental Load bei Männern und Frauen in heterosexuellen Beziehungen oder Familien die Rede. Besonders bei ADHS oder Autismus kann der mentale Load überwältigend werden, wenn Reize, Verpflichtungen und Informationsverarbeitung nicht mehr handhabbar sind.
Migräne
Eine neurologische Erkrankung mit starken Kopfschmerzen, oft begleitet von Lichtempfindlichkeit, Übelkeit oder sensorischen Symptomen. Migräne tritt häufiger bei hochsensiblen und neurodivergenten Personen auf – z.B. getriggert durch Reizüberflutung oder hormonelle Schwankungen.
Mobbing
Systematische Ausgrenzung oder Herabwürdigung über längere Zeiträume. Neurodivergente Kinder und Erwachsene erleben überdurchschnittlich häufig Mobbing, da Kommunikation, Wahrnehmung oder Verhalten von der Norm abweichen.
Monotropismus
Ein Wahrnehmungsstil, bei dem die Aufmerksamkeit stark fokussiert auf ein Thema oder Reizfeld gerichtet ist – während andere Reize ausgeblendet werden. Der Begriff wird häufig in der Autismus-Forschung verwendet, um einen exklusiven auf Spezialinteressen besser zu beschreiben. Monotropismus geht mit einer ungewöhnlichen Vertiefung in ein Thema oder eine Aufgabe einher - und oft auch mit Schwierigkeiten, zwischen Aufgaben zu wechseln.
Mustererkennung
Die Fähigkeit, in Informationen, Bildern oder Abläufen wiederkehrende Strukturen zu erkennen. Viele neurodivergente Menschen haben eine ausgeprägte Mustererkennung – hilfreich z. B. bei Analyse, Design, Sprache oder Mathematik.
Mutismus und selektiver Mutismus
Mutismus bezeichnet das Fehlen von Sprache - generell oder in bestimmten Situationen. Selektiver Mutismus tritt meist in sozialen Kontexten auf – z. B. in der Schule oder bei Fremden. Bei Autismus oft in Verbindung mit Reizüberflutung, Überforderung, Angst oder fehlender Sicherheit. In diesen Situationen ist Sprechen keine Option, die für das Formulieren und Sprechen zuständigen Prozesse sind nicht zugänglich. Daher ist es auch nicht sinnstiftend, z.B. Kinder in solch einer Situation zum Sprechen zwingen zu wollen oder das Nicht-Sprechen zu verurteilen. Gestik, Schreiben, oder Hilfmittel wie Bildkarten können hingegen hilfreich sein.
N
Neurodivergenz vs. Neurodiversität
Neurodiversität beschreibt die Vielfalt neurologischer Funktionsweisen – also das gesamte Spektrum menschlicher Gehirnverschiedenheit, inklusive Autismus, ADHS, Dyslexie usw. Neurodivergenz bezeichnet eine konkrete Abweichung vom statistisch-neurologischen Durchschnitt. Eine Person ist neurodivergent, wenn ihre Wahrnehmung, Informationsverarbeitung oder Kommunikation nicht der neurotypischen Norm entspricht.
neurodivergente Mädchen und Frauen
Neurodivergente weibliche und FLINTA-Personen (Frauen, Lesben, inter, nicht-binäre, trans und agender Personen) werden oft später oder gar nicht diagnostiziert – u. a. weil Diagnosekriterien lange auf Jungen und Männer ausgerichtet waren. Sie maskieren häufiger, imitieren soziale Normen und fallen dadurch weniger „auffällig“ auf. Die Folgen: späte Diagnosen, Fehldiagnosen und Selbstzweifel.
Neurologische Entwicklungsstörung
Ein Sammelbegriff für früh einsetzende, lebenslange Unterschiede in der neurologischen Entwicklung – z. B. Autismus, ADHS, Dyspraxie oder Sprachentwicklungsstörungen. Dieser Begriff wird häufig in medizinischen Klassifikationen verwendet.
Neurotribe
Ein Begriff, der durch das gleichnamige Buch von Steve Silberman populär wurde („NeuroTribes – The Legacy of Autism and the Future of Neurodiversity“). Beschreibt neurodivergente Menschen als eigene „Stämme“ mit geteilten Erfahrungen, Perspektiven und Stärken – jenseits medizinischer Defizitdefinitionen.
neurotypisch
Bezeichnet Personen, deren neurologische Entwicklung, Wahrnehmung und Reizverarbeitung üblichen Mustern folgt. Oft als Vergleichsgruppe zu neurodivergenten Menschen verwendet – wobei auch Neurotypische sehr verschieden sein können.
nonverbal
Ein Zustand, in dem eine Person nicht (oder nicht zuverlässig) über Lautsprache kommuniziert. Nonverbalität kann temporär (z. B. bei Shutdowns) oder dauerhaft sein. Wichtig: Nonverbal bedeutet nicht „sprachlos“ – viele nonverbale Menschen kommunizieren über Gestik, Schreiben, Hilfsmittel oder Bildkarten.
O, P, Q
OCD(Obsessive Compulsive Disorder)
Zwangsstörung – eine psychische Erkrankung, bei der zwanghafte Gedanken und/oder Handlungen auftreten, die nicht willentlich steuerbar sind. OCD wird häufig mit Autismus verwechselt und überlappt bei einigen Betroffenen.
Wichtig: Repetitives Verhalten oder Stimming im Autismus sind wichtige Regulations- und Bewältigungsstrategien und unterscheiden sich funktional von OCD.
Pacing
Aktivitätsplanung bei chronischer Erschöpfung oder Reizverarbeitungsschwierigkeiten. Pacing bedeutet: Energie bewusst einteilen, Pausen einplanen, Belastung anpassen – um Crashs oder Overloads zu vermeiden. Crashs können tage- oder wochenlange Regeneration erfordern, eine Phase, in der normales Funktionieren unmöglich ist. Besonders wichtig bei ME/CFS, Long Covid, aber auch nach einem autistischem Burnout.
Parallel Play
Wörtlich: „paralleles Spielen“. Bezeichnet eine Form des Miteinanders, bei der zwei oder mehr Personen nebeneinander tätig sind – jede für sich, aber in gemeinsamer Umgebung. Ursprünglich ein Begriff aus der frühkindlichen Entwicklung, wird er heute auch in der neurodivergenten Community verwendet.
Viele Autistinnen oder ADHS-Betroffene empfinden Parallel Play als besonders angenehm, weil es Verbindung schafft – ohne direkte soziale Interaktion, ohne Smalltalk, ohne Reizüberflutung. Gemeinsam schweigen, lesen, basteln oder arbeiten – jeder im eigenen Flow – kann ein tiefes Gemeinschaftsgefühl erzeugen. In digitalen Formaten (z. B. Co-Working oder „Lo-Fi Zoomcalls“) kann diese Form des Zusammenseins ebenfalls erlebt werden.
Prosopagnosie/ Eingeschränkte Gesichtserkennung
Eine neurologische Besonderheit, bei der Gesichter nicht oder nur schwer erkannt und erinnert werden. Betroffene merken sich oft Merkmale wie Stimmen, Frisuren oder Bewegungsmuster – können aber z. B. enge Freund*innen auf der Straße oder in fremden Kontexten nicht erkennen. Kommt bei Autismus überdurchschnittlich häufig vor.
Queerness, queer
Ein Sammelbegriff für alle Identitäten außerhalb der cis-heteronormativen Norm (z. B. lesbisch, schwul, bi, pan, trans, nicht-binär). In der neurodivergenten Community gibt es einen hohen Anteil queerer Menschen – viele erleben beide Identitäten als miteinander verwoben, etwa durch das Aufbrechen gesellschaftlicher Erwartungen sowie Erfahrungen von Anderssein oder Unsichtbarkeit.
R
Reizfilterschwäche (auch: Reizoffenheit, Reizverarbeitungsstörung)
Ein Zustand, bei dem das Gehirn Umweltreize nicht ausreichend filtern oder priorisieren kann. Alles – Geräusche, Lichter, Bewegungen, Gerüche – kommt gleichzeitig, gleich intensiv und ungefiltert an. Häufig bei Autismus, ADHS und Hochsensibilität. Führt schnell zu Überforderung, Rückzug oder Shutdowns.
Repetitive Verhaltensmuster
Wiederholende Bewegungen, Geräusche oder Denkweisen – z. B. Wippen, Sätze wiederholen, Ordnungssysteme bauen. Repetitives Verhalten hilft vielen neurodivergenten Menschen, sich zu beruhigen, Reize zu verarbeiten oder Sicherheit herzustellen. Wird oft missverstanden als „zwanghaft“ oder „unnötig“.
Restriktive Essgewohnheiten
Ein sehr begrenztes Essverhalten – z. B. nur bestimmte Texturen, Farben oder Temperaturen. Bei Autismus und ARFID (Avoidant/Restrictive Food Intake Disorder) ist die Vermeidung bestimmter Lebensmittel oft sensorisch oder regelbasiert motiviert – nicht durch Diätwünsche oder Appetitlosigkeit. Kann soziale, medizinische und psychische Folgen haben.
RSD/ Rejection Sensitivity Dysphoria
Eine extreme, neurologisch bedingte Empfindlichkeit gegenüber Zurückweisung oder Kritik. Menschen mit RSD erleben Ablehnung oft so intensiv, dass sie sich sofort emotional zurückziehen, wütend werden oder in Selbsthass fallen. Besonders häufig bei ADHS, kommt aber auch bei Autist*innen vor.
Routine
Routinen helfen vielen neurodivergenten Menschen, sich im Alltag zu orientieren. Veränderungen in der Routine können zu Stress, Überforderung oder Meltdowns führen.
R-Word
Das Wort „retardiert“ (englisch: „retarded“) – früher in medizinischen Kontexten verwendet, heute ein diskriminierender und verletzender Begriff. Auch: "zurückgeblieben". Wird in der neurodivergenten Community abgelehnt. Alternative Begriffe: Beeinträchtigung, kognitive Einschränkung, Lernbehinderung (je nach Kontext).
S
Schlafstörungen
Sehr häufig bei neurodivergenten Personen – z. B. Einschlafprobleme, Durchschlafstörungen, verschobener Tag-Nacht-Rhythmus oder sensorisch bedingte Unruhe. Ursachen können neurologisch, hormonell oder stressbedingt sein. Schlafstörungen sind keine Frage von Charakter oder fehlender Disziplin, sondern real und belastend.
Self-soothing behaviour
Selbstberuhigendes Verhalten wie Stimming - sich zudecken, wiegen, rhythmisches Atmen oder bestimmte Gegenstände anfassen. Diese Strategien helfen, Emotionen, Reize oder Stress zu regulieren – besonders wichtig bei Autismus, ADHS, Angststörungen oder Trauma.
Selbstdiagnose
Die fundierte Annahme einer neurodivergenten Identität – basierend auf intensiver Selbstbeobachtung, umfangreicher Recherche und ggf. dem Austausch mit der Community. Dabei erfolgt keine formale Diagnosestellung durch Fachpersonal.
In der autistischen Community ist Selbstdiagnose weitgehend anerkannt, da offizielle Diagnosen oft schwer zugänglich sind – und die Auseinandersetzung mit der eigenen Neurodivergenz meist mit erheblichem Zeitaufwand, Gründlichkeit und persönlichem Engagement einhergeht.
Formale Diagnosen arbeiten mit klaren Grenzwerten und setzen meist einen akuten Leidensdruck voraus. Das führt dazu, dass viele neurodivergente Menschen in stabilen Lebensphasen keine Diagnose erhalten – obwohl sie langfristig von einem besseren Verständnis ihres Neurotyps profitieren.
Sensorischer Overload/ Sensory Overload
Ein Zustand massiver Reizüberflutung – visuell, auditiv, taktil, olfaktorisch oder kombiniert. Das Nervensystem ist „überladen“, was zu Rückzug, Shutdown oder Meltdown führen kann. Wird oft missverstanden als Überempfindlichkeit oder Überreaktion.
Sensory Room
Ein reizarm oder reizkontrolliert gestalteter Raum zur Beruhigung und Reizregulation. Sollte in jeder Schule, Klinik, Therapieeinrichtung und Großveranstaltung zur Verfügung stehen, um neurodivergenten Leuten die Teilhabe zu ermöglichen. Bietet gezielte sensorische Reize (z. B. Licht, Texturen, Geräusche) oder bewusst wenig Reize – je nach Bedürfnis.
Soziale Batterie / Social battery
Metapher für die verfügbare Energie in sozialen Interaktionen. Die „Batterie“ lädt sich im Rückzug auf und entlädt sich durch Gespräche, Menschenmengen oder Gruppenaktivitäten. Besonders bei Autismus und ADHS stark schwankend – unabhängig davon, ob eine Person extro- oder introvertiert ist.
Spezialinteressen
Intensive, oft langanhaltende Interessen an einem bestimmten Thema. Spezialinteressen werden häufig bei Autismus beobachtet – sie sind für das Wohlbefinden autistischer Personen sehr wichtig und fördern Wissen, Kreativität, Fokus und Lebensfreude. Sozial oder schulisch können Spezialinteressen zu Ausgrenzung führen, wenn sie als „zu speziell“ gelten.
Soziale Phobie
Eine Form der Angststörung, bei der soziale Situationen als extrem bedrohlich erlebt werden. Betroffene befürchten z. B. negativ aufzufallen, sich zu blamieren oder abgelehnt zu werden. Nicht zu verwechseln mit introvertiertem Verhalten oder sensorischem Rückzug.
Stimming
Abkürzung für „self-stimulatory behaviour“ – sich wiederholende Bewegungen, Geräusche oder Körperhaltungen zur Reizregulation. Beispiele: Wippen, Klopfen, Summen, mit den Händen flattern. Bei Autismus und ADHS ein häufig genutzter Bewältigungsmechanismus.
Stress
Ein Zustand innerer Anspannung, bei ADHS und Autismus oft ausgelöst durch Reize, Zeitdruck, soziale Erwartungen oder unklare Situationen. Chronischer Stress wirkt sich besonders stark auf neurodivergente Menschen aus – da sie häufiger, intensiver und früher in Überlastung geraten.
Ein Zustand innerer „Abschaltung“ nach Reizüberflutung, Überforderung oder Stress. Betroffene wirken ruhig, starr, unbeteiligt – sind aber innerlich komplett überfordert. Sprache, Bewegung oder Denken können kurzzeitig „aussetzen“. Wird oft übersehen, weil er im Gegensatz zum Meltdown leise verläuft.
T
Theory of Mind
Bezeichnet die Fähigkeit, mentale Zustände anderer Personen zu erkennen, zu verstehen und vorherzusagen – z. B. Gedanken, Absichten, Gefühle. In der Autismusforschung wurde lange angenommen, dass Autist*innen eine „eingeschränkte Theory of Mind“ hätten. Heute ist klar: Die Perspektivenübernahme funktioniert – aber anders, und oft mit Zeitverzögerung oder auf anderen Kanälen. Siehe: Double Empathy Problem
Thought Loop/ Gedankenschleife/ Autistische Schleife
Ein festhängender Denkprozess, bei dem ein Gedanke immer wiederkehrt – z. B. ein Wort, ein Fehler, ein Gespräch, eine offene Aufgabe. Kann beruhigend, aber auch belastend oder blockierend sein. Häufig bei Autismus, ADHS, Trauma und Angststörungen.
Transperson
Bezeichnet Menschen, deren Geschlechtsidentität nicht dem bei Geburt zugewiesenen Geschlecht entspricht. Trans* Personen sind überdurchschnittlich häufig neurodivergent. Viele erleben Diskriminierung und Barrieren – insbesondere im medizinischen Bereich. Anerkennung und Zugang zu geschlechtsangleichenden Maßnahmen sind zentral für das psychische Wohlbefinden.
T-Rex Hände
Umgangssprachliche Bezeichnung für eine "typisch autistische" Handhaltung: leicht angewinkelt, nah am Körper, mit manchmal gekrümmten Fingern. Wird bei Autist*innen oder bei Dyspraxie beobachtet. Kein medizinisches Symptom – aber ein häufiger Teil nonverbaler Selbstregulation oder Ausdruck innerer Anspannung.
Begriff aus der Begabungsforschung - er bezeichnet Menschen, die hochbegabt sind und zugleich neurodivergente Merkmale aufweisen, etwa ADHS, Autismus, Dyslexie oder sensorische Verarbeitungsbesonderheiten.
Diese Kombination kann nach außen widersprüchlich wirken: außergewöhnliche Stärken treffen auf scheinbare „Leistungslücken“ oder Alltagsherausforderungen.
Viele 2e-Personen kompensieren ihre Schwierigkeiten lange – bis sie erschöpfen oder in Burnout geraten. Doch wenn sie verstanden und stärkenorientiert gefördert werden, entfalten sie häufig enormes Kreativitäts-, Empathie- und Innovationspotenzial.
Z
Zehengang/Zehenspitzengang
Gehen auf den Zehenspitzen – ohne medizinischen Grund. Wird häufig bei autistischen Kindern beobachtet, kann aber auch bei Erwachsenen vorkommen. Ursachen können sensorisch (z. B. Berührungsempfindlichkeit), motorisch oder regulierend sein. Stressbedingte Überspannung kann eine Rolle spielen. Verschwindet manchmal mit der Zeit, manchmal bleibt es dauerhaft bestehen.
Zeitblindheit
Eine Beeinträchtigung der inneren Zeitwahrnehmung – z. B. beim Schätzen von Zeiträumen, bei der Einhaltung von Fristen oder dem Erkennen, wie viel Zeit vergangen ist. Häufig bei ADHS, aber auch bei Autismus. Aufgaben können sich „wegbeamen“, Zeitfenster verschwimmen, Termine überfordern. Strukturhilfen und Timer/Erinnerungen sind oft hilfreich.
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