Ableismus: Definition im neurodivergenten Kontext

Neurodive Lexikon

Ableismus wird [ˈeɪbəlɪsmʊs] bzw. Ey-be-lismus ausgesprochen und bezeichnet die systematische Diskriminierung und Ausgrenzung von Menschen mit Behinderungen, Einschränkungen oder chronischen Erkrankungen. Der Begriff entstand in den 1980er Jahren in der Behindertenbewegung und beschreibt sowohl strukturelle als auch individuelle Formen der Benachteiligung. 

Ableismus zeigt sich in physischen Barrieren, sprachlichen Ausgrenzungen und gesellschaftlichen Vorurteilen. Internalisierter Ableismus tritt auf, wenn Menschen mit Behinderungen gesellschaftliche Vorurteile gegen sich selbst richten. Ableismus hat Parallelen z.B. zum Rassismus, nur dass er sich gegen Menschen mit anderen körperlichen oder neurologischen Voraussetzungen richtet. Er zeigt sich in Bemerkungen wie "Du siehst gar nicht behindert aus" bis hin zu Gebäuden ohne Rampen.

Besonders tückisch ist internalisierter Ableismus im Kontext von Neurodivergenz. Weil man neurodivergente Einschränkungen und die Schwierigkeiten eines individuellen Fähigkeitenprofils nicht sehen kann, setzt man oft die gleichen Maßstäbe an sich selbst an, die allgemein als "normal gelten. Ohne Diagnose verstehen viele neurodivergente Menschen selbst nicht, dass sie ein unausgewogenes Fähigkeitenprofil haben - und das bedeutet: Manche Dinge gehen easy, andere gar nicht oder nur mit unverhältnismäßig viel Anstrengung.

Ableismus steckt auch in der Sprache, wenn "behindert", "zurückgeblieben" oder "nicht normal" als Schimpfwort benutzt wird.

Die verschiedenen Gesichter des Ableismus

Ableismus ist wie ein Chamäleon – er tarnt sich oft als Fürsorge oder Kompliment. "Du siehst gar nicht behindert aus" soll nett gemeint sein, impliziert aber, dass behindert sein schlecht wäre. Struktureller Ableismus zeigt sich in unzugänglichen Gebäuden, während sprachlicher Ableismus "behindert" als Schimpfwort normalisiert.

Internalisierter Ableismus bei Neurodivergenz

Besonders tückisch wird es, wenn neurodivergente Menschen ableistische Überzeugungen gegen sich selbst richten. Man denkt: "Andere schaffen das auch, ich muss mich nur mehr anstrengen." Dabei übersieht man, dass das eigene Gehirn andere Ressourcen braucht – wie ein Mac, der versucht, Windows-Programme zu verwenden.

Ableismus in der Sprache

Worte wie "verrückt", "irre" oder "schwachsinnig" als Beleidigungen zu verwenden, ist ableistisch. Sie pathologisieren bestimmte Zustände und machen sie zu etwas Negativem. Sprache formt Gedanken – und ableistische Sprache formt ableistische Gesellschaften.

Weiterführende Ressourcen

In diesem Youtube Video erläutert Katrin Langensiepen ihre Sicht auf Ableismus. Ihre persönliche Erfahrung entstammt einer sichtbaren Beeinträchtigung. Aber ihre Worte sind auch relevant für Menschen mit (oft) unsichtbaren Beeinträchtigungen, wie bei einer Neurodivergenz:

Allgemein bleibt "Ableismus", Behindertenfeindlichkeit und Diskriminierung, in der Gesellschaftlich wenig diskutiert. Wir kennen die Bemerkungen, seien sie subtil oder nicht. Anders, schwach, nicht gut genug, ohne sexuelle Identität oder unmündig sein, diese Vorurteile werden uns Menschen mit Behinderungen täglich vermittelt.

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